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Reportage: Liveübertragungen mit Sprade TV aus Bremerhaven
12.12.2015Bild: DEL2

Reportage: Liveübertragungen mit Sprade TV aus Bremerhaven

Elf Kameras im Einsatz / 14 Kollegen im Team / Immenser Aufwand für perfekte Bilder

Seit mehreren Jahren übertragen Clubs der DEL2 ihre Heimspiele Live ins Internet über Sprade TV. In der Saison 2015/16 sind es elf Clubs, die die Fans mit Livebildern aus den Arenen versorgen. Mit viel Einsatz produzieren fleißige Helfer die Bilder an den Standorten und die Sendungen müssen sich teilweise vor professionellen Produktionen nicht verstecken.

Bereits seit der Saison 2012/13 übertragen die Fischtown Pinguins ihre Heimspiele über DEL2-Partner Sprade TV. Bestand das Team bei der Premiere aus drei Mitgliedern, ist die Produktion inzwischen auf 13 Kollegen angewachsen. In gleichem Maße hat sich beim Tabellenführer der DEL2 die Technik vervielfacht. In der Saison 2015/16 sind elf Kameras im Einsatz. HD-Kameras besetzen die Totale, sind im Graben rechts und links, neben, hinter und über dem Tor, im Dome über dem Mittelanspielpunkt und über Funkstrecken auch frei in der Arena.

1.400 Meter Kabel bringen die Bilder in die Regie

Der Arbeitstag beginnt für die 14-köpfige Mannschaft unter Leitung von Henning Haag zwei Stunden vor Spielbeginn. Die HD-Kameras werden aufgebaut und an den Arbeitsplätzen auf der Tribüne werden Monitore und zahlreiche Laptops aufgebaut. Gleiches gilt für den Aufbau in der Regie, wo alle Fäden zusammenlaufen. Die „Fäden“ sind in diesem Fall 400 Meter HD-SDI-Kabel (High Definition Serial Digital Interface) sowie über 1000 Meter Glasfaserkabel, die quer durch die Halle verlegt wurden.

Ziel ist der Videomischer für bis zu 20 Bildquellen. Am Ende steht ein zu 100 Prozent fernsehtaugliches Signal. Großen Anteil daran hat auch das Replay-System, das Wiederholungen einzelner Szenen in der laufenden Übertragung erlaubt. Für Kommentator Matthias Berlinke, der die Übertragung mit viel Enthusiasmus begleitet, steht ein Bildschirm zur Verfügung, um diese Wiederholungen ebenfalls zu sehen und besser kommentieren zu können.

Im Hintergrund wird zudem die Schutzglasumrandung gereinigt und alles für die Pressekonferenz nach Spielende vorbereitet. Das Team betreibt einen immensen Aufwand, aber der Spaß ist dennoch dabei. Henning Haag: „Wenn man das Ergebnis der Bemühungen sieht, die das Team leistet, dann kommt sofort Freude auf. Das motiviert für die ganze Saison. Wir haben eine überragende Mannschaft am Start. Flexibilität wird groß geschrieben und praktisch alle Aufgaben können auch von anderen übernommen werden. Das ist ein echter Glücksfall.“

Liveübertragung hilft auch im Umfeld

Während des Spiels werden Highlight-Clips für die Drittelpausen geschnitten und Szenen für den späteren Spielbericht im Videobereich auf DEL-2.org gesammelt. Genau an dieser Stelle sieht Henning Haag einen weiteren Vorteil der Kooperation mit Sprade TV: „Die Liveübertragung ist eine Sache, aber wir holen daraus auch Vorteile auf vielen weiteren Gebieten. Die Aufzeichnung des Spiels hat positive Auswirkungen auf den Liveticker, die Übertragung im Radio und mit dem kostenfreien Highlight-Bericht auf DEL-2.org erhöhen wir noch einmal die Reichweite. Bisher ist es ein Erfolg auf der ganzen Linie.“

Auch die Trainer profitieren vom Bremerhavener TV-Team. Heim und Gast erhalten die Aufzeichnung der Totalen inklusive permanenter Spielstandsanzeige auf USB-Stick oder Festplatte und auf dem Server von Sprade TV steht die Aufzeichnung der Übertragung zur Verfügung. Weiterhin werden die Bilder auch dem Schiedsrichtergespann zur Verfügung gestellt.

Kein Zuschauerschwund in der Arena festzustellen

Zwei Stunden nach Spielende, wenn die Pressekonferenz aufgezeichnet, die Technik abgebaut und 300 Gigabyte Daten gesichert sind, ist der Arbeitstag für die TV-Crew in Bremerhaven beendet. Einen Zuschauerschwund aufgrund der Übertragungen konnten die Norddeutschen bisher nicht feststellen. Pinguins-Manager Alfred Prey: „Wir haben seit Jahren steigende Zuschauerzahlen. Der Fanzuspruch steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg, dem Umfeld sowie der Fan-Treue – aber ganz bestimmt nicht mit den Übertragungen. Ganz im Gegenteil: Wir erreichen noch mehr Zuschauer und vor allem die Fans der Gäste freuen sich, wenn sie das Spiel ihres Teams verfolgen können. Nicht jeder kann jede Auswärtsfahrt mitmachen. Ich bin froh, dass wir mit Sprade TV zusammenarbeiten und stolz auf mein TV-Team, das bei jedem Heimspiel alles gibt.“

Clubs profitieren von den Einnahmen

Einen Nutzen haben zudem die Clubs auf finanzieller Seite. So erhalten die Vertragsclubs den größten Teil von den Erlösen der Live-Übertragungen, welche für den Zuschauer 5,50 € pro Partie kosten. Diese Einnahmen, welche selbst beim Ersteinstieg bereits im 5-stelligen Bereich liegen, sind mittlerweile fester Bestandteile in den Budgets der Clubs. Am Beispiel Bremerhaven sieht man zudem eindrucksvoll, wie man die Übertragungen durch diese Einnahmen auf ein qualitativ sehr hohes Niveau bringen kann. So stellt der Club der TV-Crew einen Teil der Erlöse zur Verfügung und das Team investiert damit in den Ausbau der Technik. Ein System, das sich bewährt und auch an den anderen Standorten zu deutlichen Weiterentwicklungen führen kann.

Auf Seiten der Liga erklärt Geschäftsführer René Rudorisch: „Ohne TV-Vertrag mussten andere Lösungen gefunden werden, die Bekanntheit der Liga zu erhöhen. Sprade TV hat sich als echter Glücksfall erwiesen und das immer mehr Clubs in die Übertragungen einsteigen, gibt dem Projekt Recht. Mein Dank geht an alle Helfer bei allen Sprade TV-Clubs, die mit Herzblut an die Sache gehen und den Fans bestmögliche Bilder liefern wollen.“

Aktuell sind die Beteiligten für den weiteren ligaweiten Ausbau der Plattform und der Highlight-Berichterstattung bestrebt, einen Presenting-Partner zu finden. In Verbindung mit diesem sieht der Geschäftsführer zusätzliche Chancen bis hin zur zukünftigen Bereitstellung von Highlight-Bildern für TV-Sender. Und Rudorisch sieht sogar weiteres Potential für die entstandene Plattform, die er seit den ersten Testläufen in der Liga vor über 5 Jahren begleitet und als Ligaprojekt gefördert hat. „Die entstandene Plattform ist leistungsstark und wenn man die Standorte bei der Umsetzung für sich gewinnt, ist dieses Modell ohne Zweifel übertragbar auch auf andere Ligen des Eishockeysports bis hin zur DEL und auf andere Sportarten.“

Das Team von Pinguins TV (v.l.n.r.): Dennis Schwalm, Henning Haag, Nico Tank, Florian Struss, Kevin Kurz, Nils-Owe Ortgies, Myron Kirchhoff, Clemens Luca, Mark Rißmüller, Sibylle Cappelmann, Matthias Berlinke, Sven Leinfels, Soeren Fritsche, Björn Ehrlich

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