Von Herzblut getragen. Im Eishockey zuhause.
Bei angezeigten Strafen ist Vorsicht geboten
08.02.2017Bild: City Press

Bei angezeigten Strafen ist Vorsicht geboten

Ob NHL, DEL oder DEL2 - kuriose Tore gibt es überall

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr fiel ein sonderbares Tor beim Spiel Kassel gegen Kaufbeuren. Bei angezeigter Strafe hatte Kaufbeurens Schlussmann Stefan Vajs sein Tor verlassen. ESVK-Stürmer Max Schmidle passte zur blauen Linie zurück, doch zwei Allgäuer-Spieler waren sich uneinig und der Puck rutschte zwischen den Beiden durch bis ins eigene Tor. Fast ein Jahr später wiederholte sich eine solche Rarität - nur mit anderen Beteiligten. Sprachlose Gesichter bei Spielern, Trainern und Zuschauern gab es aber ebenso. Del-2.org hat sich mit DEB-Regelreferent Gerhard Müller über Tore mit Seltenheitswert unterhalten und die Frage gestellt, ob die Treffer überhaupt regelkonform sind.

Die Anzahl der kuriosen Situationen im Eishockeyspiel wächst rasant an. Das meint auch der DEB-Regelreferent Gerhard Müller. Es ist nicht das erste Mal, dass es das nicht fehlbare Team doch tatsächlich vollbringt, den Puck ins eigene Tor zu befördern, während der Schiedsrichter gegen das andere Team eine Strafe anzeigt. Es stellt sich natürlich die Frage, ob dieses Tor dann zählt. Folgende Regel (114 IV ) deckt diesen Fall ausdrücklich ab: „Befördert das Team, welches Puckkontrolle hat, bei einer angezeigten Strafe den Puck ins eigene Tor, so zählt dieses Tor und wird dem gegnerischen Team zugeschrieben. Die Strafe muss jedoch ungeachtet dessen verbüßt werden.“

Wichtig hierbei ist, dass die Aktion des „Unglücksraben“ eine „Eigenkreation“ sein muss. Sie darf also nicht von einem Spieler des anderen Teams beeinflusst worden sein. Gab es zum Beispiel einen Kontakt zwischen dem puckführenden Spieler des nicht fehlbaren Teams und einem Gegenspieler im Moment seines Zuspiels, welches dann im eigenen Tor landet, würde der Treffer nicht zählen.  

Außerdem stellt sich die Frage, wer denn nach den Regeln der Statistik als Torschütze gilt. Der Spieler, der das Eigentor erzielt hat, ist es jedenfalls nicht. Denn als Torschütze gilt derjenige Spieler des anderen Teams, der zuletzt am Puck war, bevor die Strafe gegen sein Team angezeigt wurde. Aber auch das kann zum nächsten Kuriosum führen. Nämlich dazu, dass der bestrafte Spieler nicht nur in der Strafenstatistik dieses Spieles, sondern auch als Torschütze in der Statistik erscheint. „Wir hatten auch schon den Fall, dass der Torhüter des bestraften Teams als Torschütze in die Statistik einging, weil er den Puck abwehrte, ehe dann das Foul seines Mitspielers erfolgte“, erzählte Müller. So zum Beispiel im Spiel zwischen den Kölner Haien und den Hamburg Freezers am 19.02.2016. Gustaf Wesslau, der Torhüter der Haie, hatte den Puck abgewehrt. Der Puck blieb in den Reihen der Hamburger. Dann passierte das Foul des Haie-Spielers Sulzer, welches der Schiedsrichter anzeigte. Die Freezers behielten Puckbesitz in der Endzone der Haie. Inzwischen hatte sich der Torhüter der Hamburger jedoch zugunsten eines weiteren Feldspielers auswechseln lassen. Dann passierte es. Ein Spieler der Freezers spielte den Puck aus der Tiefe der Endzone diagonal durch die Endzone nach „oben“ in Richtung blaue Linie. Sein Mitspieler an der blauen Linie erreichte jedoch den Puck nicht. Das Spielgerät prallte in der Folge gegen die Seitenbande nahe der roten Linie. Nach dem Prinzip „Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel“ nahm der Puck seinen Weg und landete im Tor der Freezers. Entscheidung: Tor für die Haie (Torschütze: Wesslau) und kleine Strafe gegen den Haie-Spieler Alexander Sulzer wegen Halten des Stockes.

Das zeigt einmal mehr, dass ganz gleich  in welcher Liga solche Missgeschicke immer wieder passieren. Und am Ende sorgt es für ein wenig Abwechslung unter den Fans, die sich ganz sicher lange an das Spiel erinnern.

Video zum kuriosen Treffer Crimmitschau - Ravensburg

Link teilen: