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Brett Jaeger: Sechs Jahre in Deutschland – zwei DEL2-Meistertitel – einmal Playoff-MVP
30.01.2018Bild: Bernd Lutz

Brett Jaeger: Sechs Jahre in Deutschland – zwei DEL2-Meistertitel – einmal Playoff-MVP

Im achten Teil unserer Goalie-Serie legen wir den Fokus auf Brett Jaeger von den Löwen Frankfurt

Fast auf den Tag genau spielt Brett Jaeger bereits sechs Jahre in der zweithöchsten Spielklasse. Am 23. Januar 2012 vermeldeten die Fischtown Pinguins die Neuverpflichtung des kanadischen Torhüters. Drei Jahre spielte er in Bremerhaven, ging dann für eine Spielzeit nach Dresden und trägt nun seit dem Sommer 2016 das Frankfurter Löwen-Trikot. In den sechs Jahren gewann Jaeger den DEL2-Meistertitel gleich zwei Mal – je einen mit Bremerhaven und Frankfurt. Zudem wurde der Goali in den vergangenen Playoffs zum MVP gewählt.

Angefangen hat alles in seiner kanadischen Heimatstadt. Bereits als kleiner Steppke erlernte er das Schlittschuhlaufen. „Ich komme aus einer kleinen Stadt und da stand Eishockey spielen im Vordergrund. Wir hatten eine tolle Eishalle und mein Vater hat selber gespielt. Ich habe natürlich seine Spiele immer angeschaut,“ berichtete Jaeger. Das war im Alter von vier oder fünf Jahren und bei diesen Partien hat Jaeger die Faszination eines Torhüters sowie deren Ausrüstung kennengelernt. Von da an war das Interesse geweckt und er blickte zu dem Goalie auf. Bis zu einem Alter von 13 Jahren hat er zudem auch als Stürmer gespielt. Für seinen Dad war dies wichtig, damit Jaeger auch ein guter Skater wird. Selbstverständlich hat er als Kind auch anderen Sport ausprobiert, wie zum Beispiel Baseball oder Volleyball. „Aber dann kommt der Zeitpunkt, da musst du dich für eine Sportart entscheiden – und das war ganz klar: Eishockey!“ Über die verschiedenen Altersstufen haben sich die Vorbilder und Einflüsse von Trainern geändert. War es zu zunächst der Torwart aus dem Heimatclub, wurden es als Teenager die NHL-Goalies. Viel gelernt hat er von Ex-NHL-Torhüter und damaliger Goalie-Coach Tim Cheveldae zu seiner Zeit bei den Saskatoon Blades. 2004 spielte Jaeger bei den Fresno Falcons und sein Partner im Tor war Jamie Hodson. „Jamie hat mir viel gezeigt – wie man arbeiten und auch denken muss. Das war sehr hilfreich und ein tolles Vorbild für mich“, erzählte der jetzige Frankfurter.

Im Jahre 2010 zog es den Kanadier nach Europa. „Sicherlich willst du in der NHL mal spielen und ich hatte nicht wirklich die Chance. Es ist eine schwere Liga und es gibt für alle Goalies in der Welt nur wenige Plätze in den Teams. Also entschied ich mich nach Europa zu gehen“, berichtete der 35-Jährige über seine Beweggründe. Zudem erzählte er, dass in Europa mehr Beständigkeit bei der Club-Zugehörigkeit gibt und nicht ständig herumgereicht wird, was für einen jungen Spieler nciht einfach ist.

Nun spielt Jaeger in der DEL2 und er findet das Level der Liga sehr gut. „Bei einem Testspiel kann auch mal eine DEL2-Mannschaft gegen einen Club aus der DEL gewinnen. Die Top-Teams aus der DEL2 sind im Wesentlichen auch in der Lage in der DEL zu spielen“, findet der Goalkeeper. Zudem verweist er auf die guten deutschen Spieler, gepaart mit den Kontingentspielern, die schon in anderen guten Ligen gespielt haben, macht die zweithöchste deutsche Spielklasse immer besser.

Wie der Nachname Jaeger bereits vermuten lässt, hat der Kanadier auch deutsche Wurzeln und seit 2013 auch den deutschen Pass. Seine Familiengeschichte hat eine lange Historie. Zunächst waren seine Vorfahren väterlicher Seits in Deutschland. Diese sind dann nach Russland oder in die Ukraine ausgewandert. Zu dem damaligen Zeitpunkt gab es einige Deutsche im Osten Europas. „Ich vermute, mein Ur-Großvater kam in Kriegszeiten in Schwierigkeiten und wollte dem Ganzen entkommen. Sein Onkel und Bruder waren bereits in Kanada, also tat er es ihnen nach. Sie haben dann mit der Landwirtschaft in der neuen Heimat angefangen“, erklärte Jaeger seine Familiengeschichte. Die deutsche Sprache blitzt in dem Interview immer wieder hervor. Seine Freundin ist Deutsche und gemeinsam wird immer wieder mal deutsch gelernt.  

Die letzte Saison war mit dem verbundenen Meistertitel sowie der Auszeichnung als wertvollster Spieler der Playoffs für ihn ein tolles Erlebnis. „In der jetzigen Spielzeit will uns jeder schlagen - der Jäger wird zum Gejagten. So wird in der Hauptrunde von Spiel zu Spiel geschaut und sie wollen unter den Top-Vier vertreten sein. Vielleicht gelingt es uns, den Meistertitel erneut zu gewinnen“, antwortete Jäger über sein Ziel. Über seine Auszeichnung hat er sich sehr gefreut: „Wenn du in den Playoffs MVP wirst, ist es eine tolle Anerkennung. Ich habe versucht mein Bestes zu geben. In den Playoffs zählt jedes Spiel und es ist wichtig, ein starker Rückhalt im Tor zu sein. Das Momentum war dann während der Spiele auf meiner Seite, zuvor hatte ich ein wenig gebraucht, in die Saison zu finden.  Auch in dieser Spielzeit ist es ähnlich“, erzählte der Deutsch-Kanadier.

Für einen Torhüter ist die Konzentration sehr wichtig. So ist er an einem Spieltag stets fokussiert und hat seine festen Vorbereitungen. Zudem hat er in den letzten Jahren mit jemanden zusammengearbeitet, welcher bereits mit NHL-Goalies zu tun hatte. „Sein Name ist John Stevenson und er ist Sportpsychologe. Er zeigt Sachen, wie du dich unter anderem besser konzentrieren kannst. Ich habe mit ihm schon einige Jahre zusammen verbracht und er hilft mir sehr, auf der mentalen Seite des Sports“, so Jaeger. Der Torhüter mag die Arbeit mit ihm und verdeutlicht, dass es ein stetiger Prozess ist, jeden Tag besser zu werden. Dabei ist es auch wichtig, einen klaren Kopf zu haben.

Wenn der 35-Jährige zu Hause ist erwarten ihn strahlende Kinderaugen. Er hat eine sechs Monate junge Tochter. Windeln wechseln und füttern gehören zum alltäglichen Programm. „Jeden Tag erlebt man mit ihr etwas Neues, auch so kann man einen klaren Kopf bekommen. Egal was gerade passiert, ob du gewinnst oder verlierst, sie liebt dich auch so“, schmunzelte der stolze Familienvater.

Sein jetziger Club ist auch auf seinem Helm wiederzufinden, in dem die Skyline von Frankfurt abgebildet ist und das Logo. Zudem ist sein Spitzname zu finden und auf der Rückseite des Helmes Initialen, von Menschen, die ihm sehr wichtig sind, wie zum Beispiel seine Tochter, Freundin, Oma und der verstorbene Großvater. Dazu kommen noch die Flaggen von Deutschland und Kanada. 

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