Von Herzblut getragen. Im Eishockey zuhause.
Ein großer Rückhalt und Künstler im SCR-Tor
27.03.2018Bild: City Press

Ein großer Rückhalt und Künstler im SCR-Tor

Im 13. Teil unserer Goalie-Serie legen wir den Fokus auf Matthias Nemec vom SC Riessersee

Der Eishockeysport liegt bei der Familie Nemec im Blut und hat schon Tradition: Matthias Nemecs Opa, Vater und seine Onkels haben aktiv den Kufensport ausgeübt. Der gebürtige Tscheche hat mit fünf Jahren angefangen auf dem Eis zu stehen. Zu dieser Zeit lebte er noch in der Tschechischen Republik. Die Begeisterung der Familie hat den kleinen Jungen angesteckt und sofort war er Feuer und Flamme. „Seit dem ersten Mal, als ich beim Eishockey zuschaute, haben mich sofort die Torhüter wie auch deren Masken fasziniert. Seit diesem Moment wollte ich unbedingt ein Torwart werden“, erklärte Nemec seine Begeisterung von der ersten Minute an. Doch zunächst musste das junge Eishockeytalent als Spieler anfangen. „Meine Eltern waren anfangs dagegen, dass ich gleich ins Tor gehe“, berichtete er weiter. Sieben Jahre nach seinen ersten Schritten auf den Eis war es dann soweit und Nemec konnte ab diesem Zeitpunkt zwischen den Pfosten stehen. „Ich war gerade zwölf Jahre alt, da hat bei uns in der Mannschaft einer der drei Torhüter aufgehört. Als der Trainer gefragt hat ob sich zufällig jemand aus der Mannschaft ins Tor stellen will, habe ich mich sofort gemeldet und letztendlich dann auch meine Eltern überzeugen können“, erzählte der Deutsch-Tscheche schmunzelnd. Somit nahm dann alles seinen Lauf und bis heute ist er dem Tor treu geblieben und kann seine Leidenschaft im Sport voll ausüben.

Seine Vorbilder im Kindesalter waren Dominik Hašek und Milan Hnilička. Beide Goalies gehörten zu dieser Zeit zu den besten tschechischen Torhütern. „Weihnachten habe ich damals mal eine VHS-Kassette über Hašeks Werdegang geschenkt bekommen. Diese habe ich bestimmt 100 Mal angeschaut. Ich denke, diese Kassette hat mich ziemlich geprägt,“ lachte der symphytische Goalie. Auf seinem Werdegang als Profi in den späteren Jahren haben ihn auch die Trainer von GDI-Torwart- Camp, bei denen er schon mehrmals teilgenommen hat, Benedikt Weichert, Michael Elmer und Siggi Harrer geprägt.

Mit 14 Jahren ist Nemec aus der Tschechischen Republik ausgewandert und nach Ravensburg gezogen. Auf die Frage hin, welche Nationalmannschaft er mehr anfeuert, gab der Torhüter folgende Antwort: „Mittlerweile bin ich in Deutschland fast so lange wie ich in Tschechien gelebt habe, also ist das eine 50-50 Sache.

In Oberschwaben hat der Goalie die Nachwuchsmannschaften durchlaufen. „Als ich nach sechs Jahren meinen deutschen Pass bekommen habe, rückte ich zu den Profis auf. Insgesamt habe ich also zwölf Jahre bei den Towerstars gespielt und Ravensburg ist auch zu meiner Heimat geworden. Es war eine sehr schöne Zeit,“ erklärte der 27-Jährige. In der Saison 2013/14 erhielt er eine Förderlizenz für die Augsburger Panther und gab sein DEL-Debüt im Januar 2014.  Zwei Jahre später wechselte der Torhüter dann zum SC Riessersee. „Als ich mich in der Saison 2015/2016 als Nummer eins bei den Towerstars durchgesetzt habe, waren wir uns mit Ravensburg nicht ganz einig über die weitere Zukunft.  Dann kam das Angebot aus Garmisch-Partenkirchen ins Spiel und der Club wollte mich unbedingt abwerben. Ich kannte die Stadt bereits gut durch meine Aufenthalte bei den GDI-Trainings-Camps. Es hat mir hier schon immer sehr gut gefallen hat und wir waren uns ziemlich schnell einig. Am Ende war es für mich eine leichte Entscheidung zum SCR zu wechseln“, erklärte Nemec seine Entscheidung die Puzzlestädter zu verlassen.

Nun spielt Nemec schon im zweiten Jahr bei den Werdenfelsern. In der aktuellen Spielzeit verwies der Weiß-Blaue eine Fangquote von 90,08 Prozent. In der laufenden Playoff-Viertelfinalrunde sind es in sechs Spielen sogar 91,61 Prozent. „In der Hauptrunde hätte es für uns kaum besser laufen können. Wir haben ein super Team, einen großartigen Zusammenhalt in der Mannschaft und es macht einfach jeden Tag Spaß mit den Jungs zu trainieren und zu spielen. Was sicherlich auch an dem neuen Umfeld liegt: An unserem neuen Chef, den Leuten im Büro und unseren neuen Physiotherapeuten. Einen sehr großen Anteil daran hat auch unser Trainer Toni Söderholm“, erzählte uns Nemec zu seinem Hauptrunden-Fazit.

Auf die Frage hin, welche Goalie-Eigenheiten er besitzt, schmunzelte der 27-Jährige und sagte folgendes: „Ja das stimmt, wir Goalies sind sicherlich ein bisschen anders. Aber die Jungs, mit denen ich bis jetzt gespielt habe, meinen, dass ich noch zu den normalsten Goalies gehöre. Vor einem Spiel mache ich sehr gerne Yoga-Atemübungen.“

Um sich von dem Sport zu erholen und zu regenerieren hört er gerne Musik. Zudem übt er seine zweite Leidenschaft aus. Nemec zeichnet gerne und designt am Computer. So gestaltet er Goalie-Masken und Helme. Jedes Exemplar ist ein Kunstwerk. Die Faszination dafür war bereits in jungen Jahren vorhanden. „Ich habe sehr gerne gezeichnet, jedoch fast ausschließlich Torhüter und Torhüter Masken. Als ich dann vor sieben Jahren zu den Profis gewechselt habe, suchte ich etwas als Ausgleich,“ berichtete Nemec. Da kam es ihm schnell in Erinnerung, dass er früher schon immer gerne Masken gezeichnet hat.

„Da ich meine Ausbildung zum Bürokaufmann in einer Lackiererei in Ravensburg gemacht habe, konnte ich in der Zeit Erfahrungen mit Auto Folierung sammeln,“ erzählte er weiter. Dadurch kam der Deutsch-Tscheche auf die Idee, dies auch auf Helmen und Masken auszuprobieren. Er erklärt weiter: „Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir das Designen auf dem PC beigebracht habe und mich mit den verschiedenen Folien-Typen und Möglichkeiten vertraut gemacht habe.“ Letztes Jahr war es dann soweit und der Goalie konnte in einer von ihm designten und beklebten Maske spielen. Durch die gute Beständigkeit der Folie und seiner Akribie hat das Design die komplette Saison unbeschadet überstanden. Nach dem Selbsttest und auf Grund der guten Funktionalität hat er sich entschieden, das Designen und Fertigstellen auch anderen Sportlern anzubieten. So hat Nemec dann auch gleich ein Gewerbe angemeldet. Unter den Namen Nemo Helm Design. „Der erste Spieler, welcher auf mich zukam, war mein guter Freund und letztjähriger Goalie-Kollege Ilya Sharipov. Wir haben uns dann zusammengesetzt und ich habe ihm in kürzester Zeit ein neues Design gezaubert,“ erzählte er weiter. Das Folien-System ist nicht nur beständiger, sondern auch kostengünstiger als das Lackieren. Auch seine Mannschaftskollegen tragen sein Design auf dem Kopf.  Es gibt schon einige Exemplare, die Nemec für Profis, Nachwuchs- und Hobby-Torhütern gestaltet hat. Genauso hat er auch schon Helm-Designs für Skifahrer angefertigt. Zu sehen sind seine Helm- und Masken-Kunstwerke hier: https://www.facebook.com/nemohelmdesign/

 

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