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SpradeTV-Kommentatoren – ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Übertragungen
29.11.2016Bild: SpradeTV

SpradeTV-Kommentatoren – ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Übertragungen

SpradeTV-Kommentator vom SC Riessersee, Charly Leitner, im Gespräch mit del-2.org.

Sprade TV ist die mediale Plattform der DEL2.  Mittlerweile können bei 13 von 14 Standorten der Liga die Spiele live verfolgt werden. Das Angebot ist deutlich gewachsen und auch qualitativ haben sich die Standortteams, die die Übertragungen wöchentlich sicherstellen, sehr positiv weiterentwickelt. Insofern präsentiert sich die Liga medial stark, denn unmittelbar nach Abschluss der Liveübertragungen werden die Highlights zentral aufbereitet und als Highlight-Clips pro Spiel veröffentlicht. Neben dem technischen Team an den Standorten mit Kameramännern und einer teilweise bereits umfangreichen Regie bilden auch die Kommentatoren der Standorte einen wesentlichen Faktor für den Erfolg der Übertragungen.

Die SpradeTV-Kommentatoren bringen bei den Übertragungen der DEL2-Spiele hohes Engagement und viel Leidenschaft ein - und dies größtenteils ehrenamtlich.  Ob Fan oder Pressesprecher – jeder gibt sein Bestes. Im Kommentatoren-Team des SC Riessersee findet sich sogar ein gestandener Kommentator aus dem TV-Bereich: Charly Leitner. Del-2.org bat Leitner auf Grund seiner Erfahrung und stellvertretend für die Kommentatoren der Standorte zum Gespräch.

Herr Leitner, Ihr Name ist besonders den Fußballfans durch die Sky-Übertragungen bekannt. Ist Eishockey Ihre zweite große Leidenschaft?

Ich bin zwar mit dem Fußball aufgewachsen - habe selbst in der Regionalliga, mein Bruder in der Bundesliga, gespielt und die Deutsche Fußballtrainer-Lizenz absolviert - aber Eishockey hat mich, wenn auch spät, doch so richtig infiziert. Leider habe ich selbst nie in einer Eishockeymannschaft gespielt. Aber allein die Tatsache, dass die Kufencracks zwei unterschiedliche Techniken beherrschen müssen, fasziniert mich. Beim Fußball wird vorausgesetzt, dass der Spieler laufen kann. Aber Eislaufen erfordert eine eigene Technik. Dazu kommen die Stockfertigkeit, die Schnelligkeit und die gesunde Härte. Deshalb übertrage ich als gestandener Fußballer oft lieber Eishockey, weil ein mittelmäßiges Eishockey-Spiel meist mehr hergibt als ein mittelmäßiges Fußball-Spiel bei dem ich in 90 Minuten vier Schüsse auf das Tor erlebe.

Der Eishockeysport hat nicht so eine große TV-Präsenz wie der Fußball. Wie schätzen Sie als Alternative dazu die in der DEL2 entwickelte Plattform SpradeTV ein?

Einfach großartig! Der Eishockey-Sport hat so viele Anhänger weltweit. Es fehlt aber die finanzielle Basis, die im Fußball gegeben ist. Deshalb haben sich DSF, SKY und Servus TV aus dem Deutschen Eishockey wieder zurückgezogen. Bei SpradeTV gibt es aus finanziellen Gründen nicht die technischen Möglichkeiten wie bei den großen TV-Stationen, aber so viele engagierte und begeisterte Fans, die bereit sind mit wenigen Mitteln den Fans eine Übertragung nach Hause zu liefern. Damit hat jeder Fan die Möglichkeit sein Team, vor allem bei den Auswärtsspielen, zu verfolgen. Dabei sollten die Zuschauer die Übertragung aber nicht mit der gewohnten Qualität der großen TV-Stationen vergleichen. Die meisten Teams arbeiten ehrenamtlich, haben nur beschränkte technische Möglichkeiten. Sie geben ihr Bestes, um den Zuschauern ihr Team zu präsentieren.

Welche Beziehung haben Sie zum SC Riessersee?

Ich bin 1996 als Sportredakteur von Radio Oberland zum SC Riessersee gestoßen. Damals stieg der SCR in die DEL auf. Wir waren in Deutschland - außer Düsseldorf - der einzige Sender, der alle Spiele der Werdenfelser live übertragen hat. Über die vielen Jahre bin ich irgendwie fast zum Familienmitglied des Vereins geworden. Ralph Bader, damals Radio-Kollege und jetzt Manager des SCR, hat mir über viele Jahre kostenlos bei den Sportübertragungen assistiert. Jetzt kann ich ihm etwas dafür zurückgeben.

Wie bereiten Sie sich auf ein anstehendes Heimspiel beim SCR vor?

Die Vorbereitung für das lokale Radio ist viel einfacher, denn man überträgt ja für die heimischen Hörer. Diese wollen ja hauptsächlichen Informationen über den SCR hören und nur am Rande welche des Gegners. Für SpradeTV ist das völlig anders. Hier muss ich davon ausgehen, dass 90 Prozent der Zuschauer Anhänger der Gastmannschaft sind. Dementsprechend muss ich mich fast mehr auf die Gastmannschaft vorbereiten als auf den SCR. Durch die vielen Übertragungen haben sich reichlich Informationen angesammelt. Die Infos müssen dann nur aktualisiert werden.

Ihre Neutralität und Fachkompetenz werden oft gelobt. Fällt es Ihnen dennoch manchmal schwer, bei den Partien neutral zu bleiben?

Nein, denn in diesem Moment übe ich einen Job aus und bin nicht Fan. Das geschieht schon aus Respekt vor der Gastmannschaft und den Zuschauern dieses Teams. Die Fans bezahlen für die Übertragung und haben ein Recht auf einen möglichst neutralen Kommentar – auch wenn es wahrscheinlich nicht immer gelingt. Aber es gibt Situationen, in denen die Bewertung des Kommentators auf die Goldwaage gelegt werden. Zum Beispiel bei einem Pfostenschuss: Ein Kommentator kann sagen, dass das Team Glück oder auch Pech hatte. Beides legen die Zuschauer als parteiisch aus. Aber unterm Strich bleibt es ein Pfostenschuss.  Außerdem muss ein Kommentator die guten Aktionen des Gegners würdigen: schöne Kombinationen, schöne Tore, gutes Powerplay, gute Taktik, gutes Zweikampf-Verhalten.

Welche Übertragungspanne ist Ihnen in Erinnerung geblieben - positiv wie negativ?

Schöne Erinnerungen habe ich an alle drei Eishockey-Weltmeisterschaften, die ich für Premiere übertragen durfte. Sehr emotional sind Überraschungssiege von den Außenseitern. Anstrengend können manchmal auch Spiele sein, bei welchen viele Spieler auf dem Eis sind, bei denen es schwierig ist, die Namen richtig auszusprechen. Zudem sind die Namen auch lang. Bis ich den Spieler nennen kann, ist die Aktion dann vielleicht längst schon vorbei. Ein weiteres Highlight für mich war die Europaleague in Moskau 1997: Die Übertragung fand aus einer Kabine in Unterföhring statt. Ich hatte keine Infos aus Moskau, denn Internet war gerade erst auf dem Weg zur Geburt. Auf dem Monitor war keine Spieluhr: Ich wusste also nicht wie lange das Spiel läuft oder wann Strafzeiten vorbei waren. Plötzlich springen im ersten Drittel alle Spieler auf das Eis. Ich: „Um Gottes willen - eine Massenschlägerei“. Aber es war nur Drittelpause.

Was bedeutet es für einen Club, eine Übertragung zu organisieren?            

Es ist eine große Herausforderung. Das Budget für die Technik ist klein, zu klein, und trotzdem erwarten die Zuschauer TV-Qualität. Sie bezahlen Geld dafür und haben auch Anrecht auf eine gewisse Qualität. Das Team arbeitet ehrenamtlich, investiert viel Freizeit und ist sehr ehrgeizig, um eine bestmögliche Übertragung abzuliefern. Ich habe das Glück immer wieder mal das SCR-Team mit zu einer SKY Produktion nehmen zu können. Da sehen sie das Große und Ganze, bekommen Infos aus der Regie und versuchen mit bescheidenen Mitteln das Machbare umzusetzen. Die Jungs sind großartig und freuen sich wie kleine Kinder, wenn sie was Großes mit bescheidenen Mitteln ähnlich umsetzten können. Ich finde es auch toll wie sich die Clubs untereinander austauschen und einen fairen Wettbewerb führen, um noch ein bisschen besser zu sein als der andere. Das tut der gesamten Liga und am Ende auch SpradeTV gut, weil die Qualität steigt. Aber irgendwann sollten diese Positiv-Verrückten auch mal finanziell entschädigt werden, denn durch ihren Einsatz steigt ja auch das Gesamtprodukt.

Derzeit entwickeln sich an allen Standorten sehr gute Teams für die Übertragungen mit guten Moderatoren.  Welche Empfehlung können Sie diesen aus Ihrer Erfahrung für die Moderation mit auf den Weg geben?

Das Wichtigste: Bleibt so, wie ihr seid und lasst euch nicht verbiegen. Ich vergleiche einen Kommentator gerne mit einem Sänger: Helene Fischer und Axel Rose sind beides großartige Künstler. Trotzdem werden beide nicht alle Hörer erreichen, aber jeder hat seine Berechtigung. Deshalb soll jeder so bleiben, wie er ist. Keiner wird alle Hörer und Seher erreichen, aber es sollten mehr als 50 Prozent sein. Ansonsten sollte etwas geändert werden. Aber wie bei den Sängern geht es auch bei uns um ein paar Dinge, die man stetig verbessern kann. Etwa geht es darum, an der Stimme und am Handwerk zu feilen. Zum Handwerk gehört für mich die gewissenhafte Vorbereitung. Denn die muss nur für sich selbst bei 100 Prozent liegen. Andere werden immer etwas Besseres wissen. Es gilt immer Respekt für den Gegner aufzubringen und eben die Bilder zu kommentieren, die auf dem Monitor zu sehen sind, denn die sieht auch der Zuschauer und dazu möchte er Infos. Ansonsten ist es wichtig, die eigene Persönlichkeit zu präsentieren und seine Fähigkeiten in die Übertragung einbringen.

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