
Spitzen-Quartett geht kollektiv auf Reisen
Liga-Primus Landshut bei Schlusslicht Crimmitschau / Fliegender Wechsel bei den Falken: Nach Wittmann kommt Pavlov
Die DEL2-Spitze kollektiv auf Reisen: Am 21. Spieltag wird dem Führungs-Quartett in Sachen Mobilität einiges abverlangt. Die kürzeste Anreise haben dabei noch die Starbulls Rosenheim, die zum Bayern-Derby nach Kaufbeuren müssen. Während Liga-Primus Landshut moderate 300 km zum Schlusslicht Crimmitschau zurückzulegen hat, erwartet die Towerstars ein 400-km-Tripp nach Bad Nauheim. Rund 100 km mehr sind die Bietigheim Steelers für ihren Auftritt in Dresden unterwegs. Für die Fischtown Pinguine sind dies jedoch kleine Fische: Der „Anlauf“ der Nordlichter nach Riessersee beträgt rund 900 km! Das alles interessiert die Heilbronner Falken herzlich wenig. Kunststück – die Käthchenstädter haben gegen Weißwasser Heimrecht und sorgen mit einer Personalie für Gesprächsstoff: Während Gerd Wittmann heute sine Abschiedsvorstellung als Chef-Coach gibt, fungiert Igor Pavlov 48 Stunden darauf bereits als neuer „Ober-Falke“.
EC Bad Nauheim - Ravensburg Towerstars (19.30 Uhr)
Verkehrte Welt bei den Roten Teufeln: Zwei Tage nach dem bitteren 1:10 beim Tabellenführer schickten die Hessen ihre Fans am vergangenen Sonntag beim 7:6 gegen Meister Bietigheim in ein Wechselbad der Gefühle. Damit sind die Männer von Trainer Frank Carnevale daheim nun fünf Mal hintereinander ungeschlagen. „Diese Serie wollen wir unbedingt halten", sagt Carnevale, dessen Team im heimischen Colonel-Knight-Stadion nun den aktuellen Tabellenzweiten empfängt. Eine Mannschaft, die die Roten Teufel zum Rundenauftakt auswärts – und ziemlich überraschend – mit 4:1 düpierten: Bis dato noch immer die einzige Heimschlappe der Oberschwaben. „Ich erwarte ein schnelles und laufbetontes Spiel gegen einen Gegner, der auswärts zuletzt nicht immer gut ausgesehen hat. Hier wollen wir von Beginn ansetzen und unsere Chance suchen", sagt Carnevale, der weiterhin auf Dennis Reimer (Handbruch) verzichten muss. Dagegen ist nach überstandener Grippe Daniel Oppolzer wohl wieder dabei. Bei den Towerstars, lange von Verletzungssorgen verschont geblieben, hat das Pech in diesem Bereich dagegen nun derb zugeschlagen. So fällt Matt Kelly fällt mit einem Muskelfaserriss im Leistenbereich für rund sechs Wochen aus. „Das ist natürlich ein derber Schlag“, sagte Towerstars-Trainer Petri Kujala: „Jetzt müssen die Kollegen in die Presche springen.“ Da die Towerstars mit Thomas Botzenhardt und dem Augsburger Förderlizenzspieler Manuel Kindl zwei weitere Verteidiger in der Hinterhand haben, soll der Ausfall jedoch intern und nicht mit einer Nachverpflichtung kompensiert werden.
ESV Kaufbeuren - Starbulls Rosenheim (19.30)
Derby-Time in der Sparkassen Arena zu Kaufbeuren: Zum siebten Heimauftritt der Joker seit Ende der Stadion-Renovierung haben sich die Rosenheimer Starbulls angesagt. Ein Duell, das für die Gastgeber allerdings unter keinem günstigen Stern steht. Gerade 14 Spieler hat Trainer Didi Hegen zur Verfügung. Zuletzt verletzte sich auch noch Stammtorhüter Stefan Vajs und fällt vier bis sechs Wochen aus. Für Vajs wird der noch unerfahrene Johannes Wiedemann spielen. Die Starbulls ihrerseits reisen mit breiter Brust an die Wertach. Mit dem „last-second“-Overtimesieg zuletzt in Crimmitschau stoppten die Oberbayern eine kleine Negativserie. „Dieser Sieg war enorm wichtig für das Selbstvertrauen der Mannschaft, die sich zwar in den Spielen zuvor immer wacker mühte, jedoch nie dafür belohnt wurde“, sagt Steer, bei dem es nach wochenlanger Verletzungs-Misere diesbezüglich deutlich entspannter aussieht. Da sich die beiden Kontingentspieler Kim Staal und Shawn Weller wieder zurückgemeldet haben, kann „Chef-Bulle“ Steer vier Reihen aufbieten. Während die Starbulls mit 36 Zählern Rang drei behaupten, hat Kaufbeuren auf Platz neun zwar einen Playoff-Rang im Visier, aber bereits fünf Zähler Rückstand darauf! Im ersten Duell setzten sich die Gäste mit 6:3 durch: kein gutes Omen für den ESVK, zumal es gegen einen Kontrahenten geht, der mit sieben Auswärtssiegen in dieser Wertung in der DEL2 die Spitze hält.
Eispiraten Crimmitschau - EVL Landshut (20.00)
Das nächste Schwergewicht bitte: Fünf Tage nach der dramatischen Overtime-Niederlage gegen die Starbulls aus Rosenheim gastiert Tabellenführer Landshut beim Schlusslicht in Westsachsen. „Außenseiterchance nutzen“, lautet dabei die Devise der Eispiraten im Sahnpark. Die Gäste stehen derzeit unangefochten an der DEL2-Spitze und konnten zuletzt mit klaren Siegen überzeugen. Wie gefährlich das Team aus Niederbayern ist, beweist das Sensationsergebnis vom vergangenen Freitag, als die Roten Teufel aus Bad Nauheim mit 10:1 schockgefrostet wurden. Dieses Schicksal soll den Eispiraten nach Möglichkeit erspart bleiben. Im Gegenteil: „Wir haben nichts zu verschenken“, sagt Eispiraten-Trainer Fabian Dahlem. Heißt: Mit einem engagierten und kämpferischen Auftritt soll der Favorit in die Bredouille gebracht werden. Schwer genug. Denn der EVL weist derzeit die beste Abwehr der Liga auf. Lediglich 50 Gegentore haben die Niederbayern um den starken Abwehrverbund mit Keeper Brian Stewart zugelassen. Hier ist die Kreativität der Eispiraten-Angriffsformationen gefordert. Zugleich dürfte die Crimmitschauer Defensive von einer mit hohem Tempo anrollenden Offensiv-Maschinerie um Liga-Top-Scorer Riley Armstrong auf eine harte Probe gestellt werden. Frank Dahlem`s Rezept: „Mit einer ruhigen, besonnenen aber kompromisslosen Defensive muss eine Schutzzone um unser Tor aufgebaut werden.“ Eines ist auch dem Crimmitschauer Coach klar: „Wir müssen 110 Prozent abrufen, nur dann kann eine Überraschung gelingen.“ Die will Landshuts Coach Jiri Ehrenberger natürlich verhindern. Doch auch er weiß: „Wir dürfen uns vom Tabellenstand der Eispiraten nicht blenden lassen. Nur mit einer konzentrierten und engagieren Leistung über die gesamte Spielzeit wird morgen ein Erfolg möglich sein.“ Im Hinspiel gab es ein deutliches 7:1 für den EVL.
SC Riessersee - Fischtown Pinguins (20.00)
Mit Heim-Euphorie gegen Auswärts-Power: Im Nord-Süd-Duell zwischen dem SC Riessersee und den Fischtown Pinguins treffen nicht nur unmittelbare Tabellen-Nachbarn aufeinander, sondern zwei Teams mit gegensätzlichen Stärken. Während die Werdenfelser unter der Zugspitze in den letzten zehn Heimspielen neunmal siegreich waren, fühlen sich die Pinguine in fremden Gefilden pudelwohl. Davon zeugen bereits fünf Erfolge. Entsprechend mit Respekt geht Riessersee-Coach Toni Krinner in die Partie: „Bremerhaven hat eine körperlich sehr robuste Mannschaft mit vielen guten Einzelspielern. Wir müssen spielerisch und läuferisch eine sehr gute Leistung abrufen.“ Die Fischtowner werden im zweiten Auswärtsspiel in Folge in Garmischer auf Steve Slaton (Gehirnerschütterung) und Marc Kohl verzichten müssen. Nicht mit von der Partie ist auch Ralf Rinke, der mit den Freezers in Straubing antreten wird. Dennoch sind die Seestädter optimistisch im Werdenfelser Land punkten zu können. Trainer Mike Stewart: „Wenn wir unsere normale Leistung abrufen können, diszipliniert zu Werke gehen und die taktische Marschroute einhalten, können wir auch beim SC Riessersee bestehen.“ In der ersten Partie hatten sich die Pinguine mit 3:2 durchsetzen können.
Dresdner Eislöwen - Bietigheim Steelers (20.00)
Mit großen Tieren haben die Sachsen so ihre Erfahrung: Erst am Dienstag schickten die Eislöwen den SC Riessersee 1:6 geschlagen ins Werdenfelser Land zurück und fuhren den vierten Sieg in Serie ein. Nun kommt der amtierende Meister nach Elbflorenz. Der Erfolg zuletzt gegen Riessersee hatte zumindest für Feodor Boiarchinov einen schmerzlichen Nebenaspekt: Der 20jährige verlor nach einem Foul zwei Zähne, spielte die Partie aber dennoch zu Ende. „Er war beim Arzt, steht aber wieder zur Verfügung. Zähne zu verlieren ist für einen Eishockeyspieler kein seltenes Ereignis“, sagte Dresdens Coach Thomas Popiesch mit einem Lächeln. Gegen die Steelers erwartet Popiesch ein enges Spiel: „Das Team ist gut in die Saison gestartet, hatte ergebnistechnisch allerdings einen kleinen Hänger.“ Verzichten muss Popiesch auf Bruce Becker. Der Stürmer hatte sich in Heilbronn eine Gehirnerschütterung zugezogen und wird auf jeden Fall pausieren. Fragezeichen stehen aktuell hinter dem Einsatz von Petr Macholda und Marvin Tepper. Beide haben mit einem grippalen Infekt zu kämpfen. Dagegen kann Bietigheim-Trainer Kevin Gaudet aus den Vollen schöpfen. Dennoch begegnet Gaudet den Sachsen mit unverhohlenem Respekt: „Dresden spielt auch bei Rückständen sehr konzentriert weiter und agiert mit viel Geduld und Kampfgeist.“ Wichtig wird für die Towerstars in jedem Fall sein, im Vorwärtsgang nicht allzu großes Risiko zu einzugehen. Denn nicht nur das finnische Top-Duo der Eislöwen beherrscht das Tore schießen - aktuell demonstrieren die Sachsen auch in diesem Bereich eine hohe mannschaftliche Geschlossenheit, die dem Parade-Block Entlastung bietet. Das erste Spiel gewannen die Eislöwen in Bietigheim mit 4:3.
Heilbronner Falken - Lausitzer Füchse (20.00)
Fliegender Wechsel bei den Falken: Am heutigen Freitag noch mit Gerd Wittmann an der Bande, fungiert bereits 48 Stunden darauf Igor Pavlov als neuer Head-Coach bei den Käthchenstädtern. Der 48jährige Lette war lange der erklärte Wunschkandidat der Heilbronner, doch aufgrund der ungeklärten Sachlage in Hannover sagte Pavlov (zunächst) ab. Jetzt, da die Situation bereinigt ist, wird Pavlov das Team für die restliche Saison betreuen. Gerd Wittmann, gerade erst als „Ober-Falke“ installiert, tritt aus persönlichen Gründen ins zweite Glied. Seine volle Konzentration gilt nun aber noch der Partie gegen die Füchse, ehe Pavlov am Samstag den Staffelstab übernimmt. Für das Team aus Ost-Sachsen sind die Falken so etwas wie ein Angstgegner. Egal ob in Heilbronn oder Weißwasser – die Falken konnten sich ihrer Punkte zumeist sicher sein. Auch beim Hinspiel in der Lausitz gab es ein 2:3 in der Overtime. Dabei gab Weißwasser sogar eine 2:0-Führung aus der Hand. „Aber irgendwann reist jede Serie- vielleicht ja heute“, sagt Füchse-Trainer Dirk Rohrbach. Dies, zumal die Tendenz bei den Füchsen leicht nach oben zeigt: Nach dem überraschenden 4:3-Auswärtssieg in Rosenheim, war die Partie gegen Spitzenreiter Landshut (2:4) lange ausgeglichen. „Nach der Kür am letzten Wochenende kommt jetzt die Pflicht. Wir müssen gegen Heilbronn und auch am Sonntag gegen Kaufbeuren, als direkte Konkurrenten um Platz acht unbedingt punkten", fordert Rohrbach, der auf die Verletzten Jonathan Boutin und Adam Domogalla verzichten muss.
Der 21. DEL2-Spieltag im Überblick:
EC Bad Nauheim - Ravensburg Towerstars (19.30 Uhr)
ESV Kaufbeuren - Starbulls Rosenheim (19.30)
Eispiraten Crimmitschau - EVL Landshut (20.00)
SC Riessersee - Fischtown Pinguins (20.00)
Dresdner Eislöwen - Bietigheim Steelers (20.00)
Heilbronner Falken - Lausitzer Füchse (20.00)