
NHL Cracks bereichern die zweite Bundesliga
Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Die Eispiraten Crimmitschau bezeichneten es selbst als Jahrhunderttransfer und in der Tat war die Verpflichtung der beiden NHL-Spieler Chris Stewart und Wayne Simmonds in dieser Woche das beherrschende Thema in Eishockeydeutschland. Aber auch die überregionalen Medien fanden großes Interesse an den Transferaktivitäten der Sachsen und so berichteten die Online-Portale der FAZ, des Spiegel und natürlich auch die BILD vom Eintreffen der beiden NHL-Stars in der zweiten Eishockey Bundesliga.
Für Eispiraten Geschäftsführer René Rudorisch war die Verpflichtung der beiden NHL-Stars aber kein Selbstläufer. Die Drähte glühten, denn neben der finanziellen Frage galt es für den Zweitligist einige Rahmenbedingungen zu erfüllen, die die beiden Kanadier an ihr Engagement in Europa geknüpft hatten. „Natürlich war es für uns von Vorteil, dass die beiden Jungs den Wunsch hatten, in Europa für ein Team aufzulaufen. Das hatte sicher den ein oder anderen Klub aus einer höheren Liga von einer Verpflichtung zunächst abgehalten“ erklärte Rudorisch, der von der Vorbereitung der beiden Kanadier auf Crimmtischau sehr begeistert war. Über das Internet studierten Simmonds und Stewart ihren temporären Arbeitgeber, schauten Youtube-Videos der Eispiraten an und informierten sich über Trainings- und Essenspläne sowie die Infrastruktur in Crimmitschau.
Während dessen nahm die Verpflichtung der beiden NHL-Stars in Deutschland langsam aber sicher Gestalt an. Sportdirektor Ronny Bauer arbeitete akribisch mit dem Berater der beiden Stürmer an einem Traum, der am Ende nur noch aus finanziellen Gründen platzen konnten. Aber die Sponsoren der Eispiraten standen ihrem Klub auch in dieser Situation treu zur Seite. „Als wir wussten, dass dieser Deal klappen könnte, haben wir unsere Sponsoren um Unterstützung gebeten und mehr als 25 unserer Partner haben diese sofort signalisiert.“ Zwar sei der 30 Tage andauernde Vertrag der beiden NHL-Stars noch nicht vollständig finanziert, aber die Verpflichtung der beiden Kanadier „riskiere nicht den Standort Crimmitschau“, wie Rudorisch bestätigte.
Aber auch unter der Anhängerschaft der Sachsen entwickelte sich in den letzten Tagen eine deutliche Euphorie. Das erste Training der beiden Neuzugänge wollten knapp 250 Fans live erleben und mehr als 1000 Internetnutzer verfolgten das Derby zwischen den Eispiraten und den Lausitzer Füchsen über den Livestream der Crimmitschauer mit. „Viele Fans wollen ein Trikot mit der 55 oder der 71 auf den Rücken haben“ freut sich Rudorisch und ergänzt mit einem Lächeln „und auch der Vorverkauf für die Derbys gegen Weißwasser und Dresden lief besser als in der letzten Saison“. Medial verfolgten regionale TV-Anstalten sowie die großen Sender Sky und Servus TV die Schritte der beiden Stürmer, die sich noch in der letzten Saison mit millionenschweren Kalibern wie Claude Giroux, Jaromir Jagr oder Andy McDonald die Kabine teilten.
Dass es sich bei Stewart und Simmonds nicht nur um Mittläufer in der besten Eishockeyliga der Welt handelt, zeigt schon der Blick auf die interne Scorerlisten der St. Louis Blues und der Philadelphia Flyers. Während Chris Stewart in der letzten Saison auf 30 Scorerpunkte kam, sammelte sein Freund Wayne Simmonds im Trikot der Flyers sogar 49 (4. Platz). Diese Werte sorgen für viel Respekt unter den neuen Mitspieler, die natürlich zu den beiden Neuzugängen aufschauen. „Gerade für die jungen Spieler sind Simmonds und Stewart natürlich starke Vorbilder und jeder ist stolz, mit ihnen im Team zu sein. Sie sind Profis durch und durch, fragen vorher beim Coach was genau trainiert wird und sind grundlegend 30 Minuten vor allen anderen Spielern in der Kabine“. Rudorisch ist sich sicher, das dieser Spirit auch nach der Abreise der beiden Kanadier noch in Crimmtischau bleiben wird.
Das dieser Abschied kommen wird ist den Eispiraten-Manager bewusst. „Wenn die NHL morgen ruft, dann müssen wir die beiden Jungs leider ziehen lassen. Aber wenn der Lockout noch länger geht, dann werden wir weiter die Möglichkeiten hier in Crimmitschau prüfen.“ Die ersten Punkte konnten die Eispiraten mit ihren beiden NHL-Veteranen schon einmal einfahren. Im Derby gegen die Lausitzer Füchse gab es am gestrigen Abend einen 2:1 Heimsieg, bei dem Stewart am entscheidenden Treffer in der Verlängerung beteiligt war.
Oliver Mayer (ESBG Pressesprecher)